Dachzelt-Tour Osteuropa 2009

 

zur Startseite

Deutschland/Polen

Ukraine/Moldawien

Rumänien 1

Bulgarien 1

Türkei

Bulgarien 2

Rumänien 2

Ungarn/ Rückfahrt

 

 

 

 

Samstag, 05. September 2009

Viel zu früh, um kurz vor 8, werden wir von mehreren vorbeifahrenden Traktoren geweckt. Also fahren wir weiter und frühstücken an einem Parkplatz an der Strasse. Ein kleiner Hund mit gebrochener Vorderpfote gesellt sich zu uns. Kann einem echt leidtun, wenn man die ganzen wilden Hunde so sieht.

Es ist Erntezeit, und Landwirtschaft ist in Rumänien gerade auf dem Land noch nicht verbreitet maschinisiert. Überall begegnet man Pferdefuhrwerken, zum Abtransport der Ernte, aber man sieht auch Ochsengespanne zum Bewirtschaften des Bodens. Denkt man sich die wenigen Traktoren und Kraftfahrzeuge weg, fühlt man sich oftmals in ein anderes Zeitalter zurückversetzt.

Wir fahren über Nebenstrassen durch zahlreiche Dörfer nach Tartlau (Prejmer), wo wir die (renovierte) Kirchenfestung besichtigen.

Anschliessend weiter nach Brasov (Kronstadt), wo heute in der Stadt ein gigantisches Musikfestival ist, und hier bleiben wir auch auf dem etwas ausserhalb des Zentrums gelegenen Campingplatz.

Brasov
Brasov

 

 

Neben uns sind auf der einen Seite Polen, und auf der anderen Seite Rumänen. Die Polen schwätzen den ganzen abend lautstark, bzw. eigentlich sind es nur die Frauen mit ihrer hellen oder grellen Stimme. Den beiden Rumänen ist es scheinbar kalt, sie lassen alle halbe Stunde den Dieselmotor ihres Fiat Doblo laufen. Nachts beginnt es, zu regnen. Es dauert nicht lange, und mir beginnt es, ins Gesicht zu tropfen, Sascha auf den Arm und die Matratze wird am Rand ganz nass. Wir springen halb nackt aus dem Zelt, um die kleine Abdeckplane darüber zu werfen, was auch wenigstens ein bisschen was bringt. Viel Schlafen ist nicht drin, es tropft, der Regen prasselt laut und die Rumänen lassen ihren Diesel laufen.

Sonntag, 06.September 2009

Im Nassen aufgewacht. Was nicht nass ist, ist entweder feucht oder sehr klamm. Wenigstens hat es aufgehört, zu regnen. Also erstmal einen schön heissen Kaffee kochen. Bringt ja auch alles nix, also dann doch das nasse Zeugs zusammenpacken und weiter.

Zuerst nochmal nach Brasov zur ausführlichen Besichtigung und – als es wieder zu regnen beginnt- ins ethnographische Museum, wo die Entwicklung der Textilproduktion in der Region gezeigt wird. Anschliessend wollen wir die Ursprünge von Graf Dracula näher erkunden, und schauen uns sein Vampirschloss in Bran an, dem wohl weltweit bekannten Schloss, in welchem auch der gleichnamige Film gedreht wurde.

Bran
Dracula


Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher zur Burg in Rasnov, die teilweise Ruine, aber deren Gebäude auch teilweise noch von Rumänen bewohnt werden.

Rasnov
Rasnov


Weiter führt der Weg über die E60, nach Sighisoara, wo heute im Burgviertel Blasmusikfestival ist. Die gespielten Lieder kommen mir auffallend bekannt vor, und werden auch grossteils in Deutsch gesungen.

Sighisoara


 Eine lange, überdachte Treppe, die Schülertreppe, führt zur Bergschule hinauf. Neben der Bergschule gibt es auch eine Kirche mit dazugehörigem Friedhof. Auf dem Friedhof sieht man eigentlich nur Deutsche Namen.

Schülertreppe

Zum Abschluss gönnen wir uns noch ein Abendessen, typisch transilvanische Krautwickel, und fahren noch ein Stück weiter Richtung Medias und finden auf einer Wiese nahe einem kleinen Dorf unser Nachtquartier. Nachts schreit immer wieder irgendjemand laut „Aaaaaaaaaah!“ in die Nacht, als würde ihm gerade der Hals durchgeschnitten werden, und öfter hört maqn im Dunkeln auf der nahen Strasse Pferdefuhrwerke vorbeiklappern. Alles in allem eine SEHR gespenstige Atmosphäre…. !

 

Montag, 07.September 2009
Mit Bauchweh und Übelkeit aufgewacht, bzw. durch „Aaaaaah!“ gweckt worden, no0ch bevor es hell ist. Wahrscheinlich gibt es im Dorf nur keinen Hahn der kräht, oder keinen Strom für einen Wecker. Langsam kehrt auch wieder Leben im Dorf ein und die Pferdefuhrwerke sind wieder unterwegs. Mir ist ziemlich schlecht und unwohl, ohne Frühstück fahren wir weiter nach Medias in die Stadt. Alle Cafés haben aber noch geschlossen, also fahren wir auch bald weiter nach Sibiu/ Hermannstadt.

Sibiu
Sibiu

Aufgrund meiner Übelkeit und auch des schlechten kalten Wetters buchen wir uns in der Pension „Daniel“ win Zimmer. Ich bleibe erstmal im Bett, und Sascha erkundet derweil die Stadt. Vielleicht war doch etwas mit dem Essen am Vortag nicht in Ordnung. Keine Ahnung.Sascha möchte am Nachmittag nochmal in die Stadt, um etwa essen zu gehen. Appetitlos ziehe ich mit, um auch Hermannstadt wenigstens gesehen zu haben.

Kürtös

Es ist eine sehr schöne, und auch sehr Deutsche Stadt. Ich bestelle aber doch eine Pizza zum Essen, und danach wird mir auch tatsächlich wieder besser. Über den Tag konnte das Dachzelt auf dem Parkplatz der Pension trocknen, und die Decken bei uns im Zimmer. Aus einer der Decken ist eine ganzte Pfütze Wasser herausgetropft.

Dienstag, 08.September 2009

Sehr gut und auch ausgeschlafen. Nach dem gemütlichen Frühstück in der Pension geht´s nach Bukarest. Der Weg zieht sich 270 km über kurvige Landstrassen. In Bukarest selber geht es auch nur schleppend im Verkehrschaos voran. Ohne wirkliche Adresse und mehr durch Zufall finden wir den Campingplatz am Stadtrand. Hier treffen wir auf einen Schweizer, der mit seinem Pinzgauer Richtung Indien unterwegs ist, um dort zu überwintern. Nach kurzem Gespräch fahren wir mit dem Bus ins Zentrum von Bukarest, besichtigen die Reste der Altstadt und das Denkmal Ceaucescus, das er sich mit dem Parlamentspalast, der Casa Popurului, zweitgrösster Monumentalbau der Welt nach dem Pentagon in Washington, selbst gesetzt, aber die Fertigstellung nie erlebt hat. Ich hätte im Innern auch eher eine realsozialistische Einrichtung erwartet, aber es ist echt ein absoluter Prunkbau in unglaublichen Dimensionen und die Einrichtung vom Feinsten! Absolut dekandent und sehenswert!

Casa Poporului
Piata Unirii

Ansonsten ist Bukarest eher im realsozialistischen Baustil gehalten, immer wieder gespickt mit historischen Gebäuden, die die Ära Ceaucescu überlebt haben. Besonders sehenswert ist die Altstadt, nähe Piata Unirii gelegen, mit vielen schönen Cafés und Restaurants. Es ist noch lange nicht alles renoviert, aber man sieht sehr deutlich, wojin der Weg geht. Aber genau das ist wieder sehr autentisch, weil viele Gebäude, mehr oder weniger verfallen, einfach eine Geschichte erzählen.


Kleine Ergänzung aus dem Jahre 2010: Es verschlägt mich von Februar bis Juni 2010 nochmals nach Bukarest, aber diesmal durch die Firma und zum Arbeiten.
Wenn man zum ersten Mal nach Bukarest einreist, empfindet man es eher als erschreckend, wegen der überwiegenden Plattenbauten und auch, weil vieles in die Jahre gekommen ist. Es gibt aber auch viele sehr schöne Ecken und Plätzchen, man muss sie nur finden, sie sind nämlich gut versteckt. Vor allem die schönen Parks, am Wochendende meistens mit Programm und sehr belebt, und auch viele original rumänische Restaurants, wie zum Beispiel das immer volle Carru´cu´bere („Karren mit Bier“) in der Altstadt. In dieser Zeit konnte ich einige Rumänen näher kennenlernen und habe ausnahmslos alle –entgegen früherer Vorurteile- als absolut freundliche und ehrliche Leute- in Erinnerung.

Am Abend unterhalte ich mich noch länger mit dem Schweizer Nachbarn, der viel von seinen Reisen und aus dem Nähkästchen erzählt. Ein Autorennen rund um den Campingplatz raubt uns später den Schlaf. Rumänen sehen Lärm nachts scheinbar allgemein nicht so eng.