Dachzelt-Tour Osteuropa 2009

 

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Sonntag, 30. August 2009

Vom Sonnenschein werden wir geweckt. Gemütlich gefrühstückt, und weiter Richtung ukrainische Grenze. Bei Medyka/ Shehyni fahren wir über die Grenze. Die Polen kontrollieren die Ausreise, werfen einen kurzen Blick in den Kofferraum und natürlich taucht die Frage auf, was das denn auf dem Dach sei. Aber keine weiteren Fragen.

Komplizierter wird es auf der ukrainischen Seite. Ein Grenzer schickt uns von der Autospur weg auf eine andere Spur. Hier werden die Pässe kontrolliert, alle Fahrzeugpapiere und natürlich auch der Trabant. Eine Erklärung, was ein Dachzelt ist, reicht nicht aus, also dürfen wir es auspacken. Kaum wieder zusammengepackt und die Druckknöpfe alle eingerastet, kommt auch schon der Nächste und möchte das Ganze auch noch sehen. Aber ohne weitere Probleme ist dann nach etwa 30 Minuten das Thema Grenze erledigt.

Die Strassen werden schlechter. Unebenheiten und Schlaglöcher werden zu unserem Begleiter. Gleich im ersten Dorf nach der Grenze laufen Hühner und Kühe auf und über die Strasse. Man begegnet mehr älteren Lada´s , Tavria´s und Saporoshez zwischen neueren Fahrzeugen von überall her.


Ich rufe Bernd und Iryna an, als wir L´viv erreichen, sie haben uns vorher schon angeboten, in ihrer Wohnung übernachten zu können. Wir fahren mit dem Auto in die sehr schöne Altstadt, allerdings über alles andere als schönes Kopfsteinpflaster. Die Unebenheiten sind richtig krass, und zwischen losen Steinbrocken laufen auch noch Strassenbahnschienen, die meistens mehr als 10cm aus dem Pflaster ragen. Mehrmals setzt der Trabi auf. Gut dass ich zu Hause den Katalysator ausgebaut habe, der wäre spätestens jetzt weggerissen worden.
Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das nachts im Dunkeln und bei Nässe ist.

 

 

Für die schlechten Strasssen entschädigt aber die wunderschön gemachte Altstadt, an jeder Ecke eine Kirche, überall mit Blumen geschmückt und auch die Mutter Gottes ist überall präsent. Anschliessend fahren wir zur Wohnung von Iryna, und Maritschka weist uns ein. Gar nicht so einfach, im Vorbeifahren die Strassennamen in kyrillischer Schrift auf die Schnelle zu lesen…. Aber wir haben ja noch genug Zeit zum Üben.

 

Montag, 31.08.2009
Heute ist Sascha´s Geburtstag. Wir laufen nochmals durch die Stadt, durch das Freilichtmuseum für nationale Architektur (hier sind typische Gebäude der Ukraine aus mehreren Epochen aufgebaut)  und anschliessend zum Aussichtspunkt, vom dem aus man über die ganze Stadt sehen kann.

Man kann auch einfach planlos durch die Stadt laufen, und sieht immer wieder etwas neues.
Am Abend gehen wir dann etwas essen. Die Preise sind für unsere Verhältnisse sehr niedrig, man bezahlt etwa ¼ von dem, was man von uns zu Hause so gewohnt ist.
Nichts desto trotz braucht man Geld. Sascha will Geld vom Automaten holen, womit der Automat aber überfordert ist. Er behält als Dankeschön auch gleich die Visa-Karte ein.
Der Wachdienst in der Bank kann oder will nichts tun. Und jetzt, was tun? Karte sperren? –Kein Durchkommen zur Rufnummer in Frankfurt. Also rufen wir Bernd und Iryna an, die sich dann ihrerseits von Deutschland aus kümmern. Nach 30 min zeigt der Automat der „Universal Bank“dann auch nur noch die Windows-Benutzeroberfläche. Wir beschliessen dann, nicht weiter zu tun, weil wirklich alles auf einen Systemfehler und nicht auf eine Manipulation hindeutet.

Dienstag, 01.September 2009

Nach einer unruhigen Nacht für Sascha begleitet uns Iryna´s Schwester morgens zur Bank. Der Automat zeigt immer noch die Windows-Oberfläche, und Erleichterung stellt sich ein, als Sascha nach Oksana´s Fürsprechen problemlos seine Karte zurückerhält. Oksana schaut sich anschliessend noch das Dachzelt genauer an, und, nachdem wir alles wieder eingepackt haben, geht es auch schon wieder weiter.

Wir fahren über mehr schlecht als rechte Strassen Richtung Ivano-Frankivsk, unterwegs gönnen wir uns eine Kaffee-Pause unter einer Brücke, abseits vom Verkehr. Bald ist auch Ivano-Frankivsk erreicht.

 

Wir schauen uns ebenfalls das Zentrum an und laufen über den Basar. Gleichzeitig halten wir Ausschau nach einer Bank, Sascha will nach dem Erlebnis von gestern nur noch an Banken Geld abheben, wo Personal anwesend ist, welches notfalls die Karte wieder aus dem Automat holen könnte. Wir essen anschliessend noch gemütlich und fahren weiter nach Tschernivtsi. 

Die Stadt Tschernivtsi hat gerade ihre 600-Jahr-Feier hinter sich und präsentiert sich mit einer schmucken Innenstadt voller renovierter Gebäude und reichlich Blumenschmuck.

Tschernivtsi
Tschernivtsi

Aus der Stadt wieder herauszufinden ist gar nicht so leicht, zumindest nicht in der richtigen Richtung. Trotzdem, es gelingt, und über die M20 fahren wir weiter. Langsam wird es dunkel, und irgendwo nahe Dynivtsi biegen wir in einen tief geschotterten Weg ab. Dieser wird später zu einem Ackerweg, und weit abseits der Zivilisation bauen wir das Dachzelt für die Nacht auf. Sascha hat Angst und verpackt alle seine Papiere in einem Plastikbeutel und versteckt sie im Gebüsch.

 

Mittwoch, 02.September 2009

Von kläffenden Hunden werden wir geweckt, und tatsächlich, es laufen eine Horde wilde Hunde am Auto vorbei. Wilde Hunde, die scheinbar niemandem gehören, gibt es mehr als viele in der Ukraine. Sie interessieren sich aber auch nicht für uns, laufen einfach vorbei und weiter. Nach gemütlichem Frühstück und herrlicher Aussicht über die Landschaft fahren wir weiter nach Kamianets-Podilskii und besichtigen die alte Burg mit einer Aussstellung über die Geschichte der Ukraine.

Nach einem Tankstop beginnt der Trabant zu zicken und nimmt kein Gas mehr ab. Soll das russische Gas so schlecht sein ? Nach etwas Überlegen kommt mir aber noch die Lambda-Sonde in Verdacht, Und tatsächlich, der Stecker unterm Auto hat sich (wohl beim Aufsetzen auf der Schotterpiste) gelockert. Problem gelöst.

Wir fahren weiter nach Mamaliga und überqueren die Grenze der Republik Modawien. Nach gut einer Stunde, Vorführung Dachzelt und Beantwortung einiger Fragen zum Trabant sind wir endlich in Moldawien. Vor der Einreise wird auch die Einreisesteuer in Höhe von 3 € fällig, für Auto und Fahrer.
Die Strassen werden wieder besser. Unwesentlich eigentlich, aber doch irgendwie anders. Und die Polizeikontrollen mehr, uns hält aber niemand an. Über Balti, Orhei fahren wir bis Churcha. Davor läuft der Trabant mit erhöhter Leerlaufdrehzahl, warum auch immer. In Churcha hat man ein komplett neues Kloster aus dem Boden gestampft, die Kirche ist noch nicht ganz fertig. Alles neu, alles edel und vom Feinsten. Ein Sicherheitsdienst bewacht das ganze, aber man kann hinein, sich frei bewegen und alles anschauen.

 


Nach der Besichtigung biegen wir in einen einsamen Waldweg ab, und kochen Abendessen. Schon fährt auch das erste Auto vorbei, und Sascha bekommt wieder Angst und will hier nicht bleiben. Wir bleiben dennoch, und Sascha versteckt wieder seine Habseligkeiten im Gebüsch.

Donnerstag, 03.September 2009

Beim Frühstück kommt dasselbe Fahrzeug wie abends wieder vorbei und der Fahrer wünscht freundlich „Buna Siua!“ . Anschliessend fahren wir durch Chisinau, die Hauptstadt Moldawiens, die uns aber weniger besichtungswert erscheint. Weiter über Tighina, also knapp an der (inoffiziellen) Grenze von Transnistrien vorbei nach Causeni.


Nach einer wieder einmal etwas grösseren Unebenheit macht das Fahrwerk hinten links beim Einfedern Geräusche. Die Tür einer kleinen Werkstatt steht offen, also vielleicht doch lieber mal nachschauen. Kurze Zeit später steht das halbe Viertel ums Auto herum und schaut neugierig zu. Alle Schrauben sind noch an ihrem Platz und fest, also fällt der Verdacht auf den „Amortissator“. Da kann man ohne Neuteil aber nicht wirklich etwas daran ändern. Ich gebe dem Mechaniker mein letztes moldawisches Geld, und weiter geht’s. Nach einigen Kilometern sind die Geräusche aber auch wieder weg, scheinbar hat bloss etwas aus dem Gepäck geklappert. Um eine der drei Grenzkontrollen für die erneute Einreise in die Ukraine zu sparen,  fahren wir über Olanesti etwa 10 km Schotterstrasse, um bei Palanca Moldawien zu verlassen. Wieder wird eine Ausreisesteuer fällig, in Höhe von fünf Lei (ca. 35 Cent) für den Fahrer. Einreise in die Ukraine dann wieder mit der üblichen 30-minütigen Prozedur.


Später erreichen wir dann Odessa am schwarzen Meer und suchen das Zentrum, was wir dann auch mehr zufällig finden. Es gibt fast keine Strassenschilder.  Während Sascha in einem öffentlichen Gebäude Pinkelpause macht, kaufe ich am Kiosk einen Stadtplan. Touristeninformation = Fehlanzeige. Man ist sich selbst überlassen und erkundet die Stadt durch planloses Umherlaufen.

Odessa
Odessa


Bernd schickt mir eine Adresse vom „Camping Delphin“. Nach einiger Zeit suchen stellt sich aber heraus, dass es den Platz nicht mehr gibt.
Der Tank ist auch fast leer, also zurück durch eine grosse Pfütze und tanken. Wieder einmal läuft der Trabant nicht richtig. Hoffentlich war der getankte Sprit bleifrei, ein vergiftete Lambdasonde wäre unschön. Nach einiger Zeit geht es aber wieder, die Sonde war wohl vom Durchfahren der Riesen-Pfütze nass.
Nach 3 Tagen unterwegs ist der Wunsch nach einer Dusche aber grösser als der Geiz, so landen wir für 300 Krvna (25€) im Hotel Allians.

 

Freitag, 04.September 2009

Die Zimmer im Hotel sind nicht gerade gut schallisoliert, so werden wir recht früh von Lärm auf dem Flur geweckt. Also stehen wir auf, kochen Kaffee, frühstücken und fahren nochmals ins Zentrum von Odessa. Sascha´s Herzenswunsch ist es, in dem Restaurant, wo wir gestern gegessen haben, noch ein Stück Kuchen aus der Kuchentheke zu probieren. Komischerweise ist das Café um die Mittagszeit aber geschlossen. Wir laufen noch etwas umher, und fahren weiter nach Zatoka. Dies scheint ein Badeort zu sein, überall stehen Schilder am Strassenrand, dass Zimmer zu vermieten sind. Der Weg führt weiter Richtung Izmail, in der Hoffnung, dass von dort doch eine Fähre über die Donau nach Rumänien gehen könnte. Unterwegs besichtigen wir noch die Festung  von Bilhorod-Dnistrovskyi, bzw. das, was davon übrig ist. Man beachte übrigens den einsamen Cola-Automat , der irgendwie mitten im Nichts zurück aus der Zukunft eingefallen zu sein scheint.

Als wir Izmail erreichen, löst sich leider unsere geheime Hoffnung auf eine Fähre doch bald in Luft auf. Beim Blick über die Donau ist Rumänien und damit die europäische Union so nah, und dennoch vorerst für uns unerreichbar. Die Stadt Izmail scheint eh ziemlich tot zu sein.

 

Es fängt langsam an, zu Dämmern, und ich würde gern in Reni, kurz vor der moldawischen Grenze, in ein Hotel, um nicht im Dunkeln auf schlechten und unbekannten Strassen unterwegs sein zu müssen. Sascha ist das Hotel, das 180 Krvna kosten sollte,  nicht geheuer. Er möchte lieber noch bis nach Rumänien fahren. Also doch zur Grenze, die auch nicht wirklich weit von besagtem Hotel weg ist. Um 1930 stehen wir vor der Schranke, vor uns nur ein Fahrzeug mit bulgarischem Kennzeichen. Der Zöllner sagt uns, wir sollen im Auto warten. 30 Minuten lang bewegt sich nichts, dann ist Wachwechsel. Kurz danach nimmt der „neue“ Zöllner unsere Papiere mit und fragt noch, ob wir Alkohol, Drogen oder ähnliches zu deklarieren hätten. Kurz darauf kommt er wieder zurück, gibt uns die Pässe und murmelt etwas in gebrochenem Englisch. Ich verstehe etwas von „wait“ und „police control“. Danach tut sich lange Zeit wieder nichts. Die Bulgaren vor uns warten genauso, und ein anderer Zöllner (in Schwarz) kommt zu ihnen und lässt das komplette Fahrzeug ausräumen, was etwa eine Stunde in Anspruch nimmt. Andere bzw. moldawische und ukrainische Fahrzeuge werden aber abgefertigt und ziehen an uns vorbei. Als die Bulgaren wieder am Einräumen sind, gibt der Zöllner in Blau uns jeweils eine Zollerklärung, die wir auszufüllen hätten. Ich fülle Sie aus, und trage keine Geldbeträge ein, da wir max. 30€ und darüber hinaus in mehreren Währungen bei uns haben, was deutlich unter der Deklarationsgrenze liegt. Das gefällt ihm aber nicht, also muss ich alles bis auf den DDR-Cent und eine gute alte D-Mark eintragen. Dabei komme ich mit einer Frau aus dem Fahrzeug hinter uns ins Gespräch, die in Griechenland lebt, aber Ukrainerin ist. Sie meint, dass diese Prozedur und Wartezeit gängig wäre, wenn man kein Beschleunigungs-Entgeld zahlt. Dieser Verdacht kam mir auch schon vorher. Wir zahlen aber aus Prinzip nichts und richten uns auf noch etwas Warten ein. Als die Bulgaren endlich durch sind, wieder ca. eine Stunde später, beginnt der Zöllner in Schwarz auch unser Auto zu durchsuchen und ausräumen zu lassen. Er kontrolliert die Fahrgestellnummer, schaut sich mit einem Spiegel vom Hohlraum aus die Schweisspunkte davon an. Er findet neben dem Beifahrersitz die Fertigungsnummer der Karosserie, die nicht in den Fahrzeugpapieren vermerkt ist und naturgemäss nicht mit der Fahrgestellnummer übereinstimmt. Er nimmt sich aus der Tasche in der Beifahrertür die (ver-kotz-te) Bedienungsanleitung vom Trabant, und liest erstmal gemütlich darin, obwohl er ja eigentlich kein Wort Deutsch kann.
Langsam geht es so weiter, bis Auto, Gepäck und auch das Dachzelt durchsucht sind.
Aber auch dann sind wir noch nicht fertig. Er füllt noch gemütlich ein Formular aus, das ich anschliessend unterschreiben soll, obwohl ich garnicht verstehe, was da eigentlich steht.  Ich entschliesse mich, einfach mehr oder weniger drei Kreuze als Unterschrift zu machen.
Danach wird erstmal ein ganzer Bus abgefertigt. Irgendwann bekommen wir dann doch noch den begehrten Ausreisestempel in den Pass, und können zur moldawischen Seite weiterfahren. Dort geht es dann recht fix. Ein paar Fragen, Einreise und Emissionssteuer (diesmal etwas weniger) bezahlen, und wir dürfen weiter. Endlich, nach mehr als 4 Stunden Schikanen, sind wir über die Grenze. Noch schnell in Moldawien Gas volltanken, und 500m weiter folgt schon der Grenzübergang nach Rumänien. Hier geht alles schnell. Die moldawische Grenzbeamtin legt Feierabend-Tempo vor. Als wir zur rumänischen Seite kommen, begrüsst uns der junge Beamte mit den Worten „ Hallo, oder guten Abend!“, in bestem Deutsch. Aus persönlichem Interesse schaut er sich den Trabant und den Motor etwas näher an, und wünscht anschliessend „Willkommen in Rumänien, ich wünsche eine gute Fahrt!“ Ich ergänze für mich selber „Willkommen in Rumänien, hier ist die Welt wieder in Ordnung!“. Nach den ganzen Schikanen vorher klingen die Worte des Grenzers eher wie „Willkommen zu Hause“, und meine Augen werden etwas feucht. Endlich geschafft! Es lebe Rumänien, es lebe die EU!

Auf wieder guten Strassen fahren wir durch Galati, und kaufen die obligatorische rumänische Vignette, die man für alle Strassen ausserorts benötigt. Wir holen Geld, und einige Kilometer ausserhalb um mittlerweile 01:30 Uhr legen wir uns dann an einem Feldweg ins Dachzelt zum Schlafen.