Trabi-Tour 2003
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Um 2 verlasse ich das Werk und mache mich weiter auf den Weg. Es ist noch heisser als gestern und deutlich mehr als 35 Grad. Nochmal etwas tanken, damit es bis über die Grenze reicht (5,10 Liter/ km 14545).
Um 1530 überquere ich die Grenze nach Polen. Der polnische Zöllner kommt extra raus aus seinem Häuschen, ich habe schon Angst, dass ich jetzt mein ganzes Auto auspacken darf. Auf die Frage, ob ich meinen Kofferraum öffnen soll, gibt er mir zu verstehen, dass er zubleiben kann. Er schaut nur nach dem Auto.
Hier in der hohen Tatra gibt es Landschaft pur und es ist sehr kurvenreich. Alle paar Meter muss man aufpassen, dass man nicht einen Wanderer oder Radfahrer ummäht. Ausserdem werden die Strassen spürbar schlechter. Noch nicht wirklich schlecht, aber schlechter und unebener. Aus Angst um die Hinterfeder räume ich alles Schwere nach vorn vor die Rücksitzbank. Und es zeigt sich, dass es sich gelohnt hat: Nachdem die Strassen so schlecht werden, dass man Angst ums Auto haben muss (Spurrillen, Schlaglöcher, aufgeweichter Teer), beschliesse ich, ein Stück Autobahn zu fahren bis Wroclav. Eine schlechte Idee. Eine so schlechte Autobahn habe ich noch nie irgendwo gefahren. Ich denke mal, dass die noch der Onkel Adolf gebaut hat. In anderen Ländern hebt man die Betonplatten und gleicht Unebenheiten aus. Aber nicht in Polen: Hier teert man eine Rampe dran, aber nur bei Absätzen über 5cm. Dazu kommen Schlaglöcher, in denen Kinder spielen könnten und in denen ein Vorderrad glatt verschwindet. Nachts sollte man hier nicht langfahren! Auch in Wroclav (Breslau) sind die Strassen übelst: Altes Kopfsteinpflaster mit Teerflicken und dazu keine Fahrbahnmarkierungen. Und die Polen fahren schlimmer als schlimm, somal in geschlossenen Ortschaften 60 gefahren werden darf und so um die 70 gefahren wird. Gerne auch etwas schneller.
Um halb 7 bin ich endlich auf dem Campingplatz am Olympia-Stadion. Schnell die Hütte aufgestellt und in die Stadt Getränkenachschub holen. Gekocht wird heute nichts (irgendwie kein Hunger, was mich selber wundert). Nur Bananen, Obst und Brot gibt’s .


Dienstag, 05. August km 14744

Um halb 8 aufgewacht und richtig gut geschlafen. Die Sonne brennt aufs Zelt und es wird warm. Um 0915 verlasse ich den Platz. Es geht weiter über übelste polnische Strassen. Die Spurrillen sind teilweise so tief, dass man in der Mitte den Asphalt weggefräst hat, damit man nicht aufsetzt. Am Strassenrand ist ein hoher Teerwall, der einfach durch die schweren LKW´s aufgehäuft wurde. Merke: Schlechte Strasse = Normalzustand. Warnschild = wirklich schlechter als schlechte Strasse und ernsthafte Gefahr. Ausserdem gilt: Hat man keine Autobahn in der Nähe, so muss man sich halt eine imaginär vorstellen. Also auf 2-spuriger Landstrasse vierspurig fahren. Manchmal wird das knapp, wenn sich 2 überholende LKW´s begegnen. Einer muss ausweichen. Nach welchem System das Ausweichen passiert und wer auszuweichen hat, das habe ich bisher noch nicht gerafft.
In Lodz tanke ich noch mal auf, diesmal ausnahmsweise bleifrei, weil’s grad bei Shell im Angebot ist (18,29 Liter/ km 14957). Eigentlich will ich noch ins Textilmuseum, aber in Lodz ist grad garnix ausgeschildert. Also fällt das flach.
Gegen 1600 erreiche ich Warszawa (Warschau) und finde, nachdem ich mir nen Stadtplan gekauft habe, auch ziemlich direkt den gesuchten Campingplatz. Er ist leichter zu finden als der nicht weit davon entfernte Strand an der Wisla. Eigentlich will ich noch in die Stadt am Abend, aber die Dame an der Rezeption rät mir davon als zu gefährlich ab. Danach wird noch gekocht, und zwar Bratkartoffeln mit Zwiebeln. Es wird dann auch schon dunkel, also ab ins Bett.


Mittwoch, 06. August km 15137

Am Morgen schaue ich mir die Duschen an. Ich mache die ersten Erfahrungen mit dem sprichwörtlichen Polen: Ich finde meine Jeans, die ich gestern, bevor ich zum Strand gefahren bin, auf den Rücksitz gelegt habe, in der Dusche wieder. Natürlich ist sie leer, aber das war sie vorher auch schon. Man ist ja vorsichtig gewesen. Da das Auto über Nacht verschlossen war, wurde sie wohl entwendet, während ich (tagsüber) im Zelt war und das Auto direkt daneben stand. So langsam wird mir klar, warum der Campingplatz nachts geschlossen und mit Stacheldraht umzäunt und mit Hunden umgeben ist. Ich beschliesse, zukünftig das Auto immer zu verschliessen, auch dann, wenn ich in der Nähe bin. Der Fotoapparat, im Handschuhfach hinter Lappen versteckt, ist Gott sei Dank wenigstens noch da. Glück gehabt.
Ich baue ab und verlasse gegen 10 den Platz und fahre mit dem Bus und der Tram in die Stadt. Grandios ist der Russenmarkt am Stadion, hier bekommt man echt alles, vom gebrauchten (oder geklauten?) Handy über Kleidung bis Werkzeug. Es ist der grösste Europas, und selbst nach 3 Stunden schauen habe ich noch nicht alles gesehen. Fast hätte ich mir eine Wostok für 70 Zloti gekauft. Ich will aber noch ne Runde machen und dann nochmal verhandeln (auf französisch). Als ich zurückkomme, ist die Frau mit dem Stand weg… Mist, Pech gehabt! Also in die Innenstadt rumschauen gehen und was essen. Ich gehe in einen Dönerladen und lege meine Brille auf die Theke. Während ich erkläre, was ich haben möchte, gibt mit die Bedienung zu verstehen, dass ich die Brille da wegnehmen soll. Ich fühle mich erst etwas angepinkelt, aber es macht Sinn: Sie erklärt mir, dass es nicht lange dauern würde, bis die Brille weg wäre… Polen live halt.
Ich fahre mit der Linie 146 zurück zum Platz und mache mich um viertel vor 2 wieder auf den Weg. Schliesslich will ich morgen abend in Vilnius sein. In Ostrow verfranzele ich mich wieder mal total. Kein Wundern bei den X-Strassen, die aus dem Kaff rausgehen. Ich habe das Gefühl, in die falsche Richtung zu fahren. Ich frage einen Polen, der eigentlich Russe ist, und keine Sprache spricht, die ich auch beherrschen würde. Er fährt statt mit dem Bus mit mir ein Stück mit und erklärt mir den Weg. Es geht über ungeteerte Staubstrassen, der Staub kommt durch alle Ritzen ins Auto und es wird neblig im Auto. Aber ich komme dann tatsächlich auf den richtigen Weg. Es ist mal wieder erstaunlich, wie Verständigung auch ohne gemeinsame Sprache möglich ist. Nebenbei erfahre ich, dass das Gebiet früher Deutsch, später Sowjetisch war.
In Lomza wird wieder getankt, diesmal auf Kreditkarte (20,04 Liter/ km 15315).Gegen 1900 erreiche ich dann den Campingplatz in Augustow nahe der polnischen/russischen/ litauischen Grenze. Der Platz ist sehr günstig (15 Zl.), trotzdem ist er gut und die sanitären Einrichtungen ziemlich neu. Heute gibt es Reis mit einer undefinierbaren aber guten polnischen Sauce mit frischer gelber Paprika. Je weiter östlich man kommt, desto früher wird es dunkel. Aber morgen wird ja die Uhr eine Stunde vorgestellt (OEZ in Litauen).

 

Statistik/ Zahlen zur Reise
Deutschland
Tschesch. Republik
Polen
Litauen I
Lettland/ Estland
Finnland
Litauen II

Rückfahrt Polen/ Deutschland